Die Interessen unserer Versicherten stehen im Mittelpunkt unseres Handelns.

In Deutschland leben zurzeit etwa 1,6 Millionen Menschen mit Demenz, 2050 könnten es nach Schätzungen der Deutschen Alzheimer Gesellschaft etwa drei Millionen sein, denn mit fortschreitendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken, wobei etwa sechzig Prozent der dementiell Erkrankten Alzheimer-Patienten sind. Der schleichende Beginn der Krankheit ist nicht immer gleich zu erkennen, ihr mit dem Verlust des Gedächtnisses und der Lernfähigkeiten einhergehendes Fortschreiten, das oft von weiteren Erkrankungen begleitet wird, letztlich nicht mehr aufzuhalten. Besuche beim Hausarzt und in der Gedächtnissprechstunde in Wohnortnähe können hier Klarheit verschaffen. Ist die Diagnose bestätigt, sollten Vollmachten und Patientenverfügungen möglichst frühzeitig erstellt und getroffen werden, damit Erkrankte weitestgehend selbstbestimmt über ihren weiteren Lebensverlauf mitentscheiden können, weil eine Heilung bisher unmöglich ist und am Ende in der Regel die Pflegebedürftigkeit steht.
von Dr. Alexandra Zoller
Regelmäßige Bewegung, soziale Kontakte, gesunde Ernährung können gesundheitlichen Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes, Adipositas, Alkoholkonsum und Rauchen entgegenwirken. Als weiterer Risikofaktor für Demenz scheint sich ein Erreger von Parodontitis (Porphyromonas gingivalis) zu erweisen, der ebenso wie seine Toxine im Gehirn von Alzheimer-Patienten nachgewiesen wurde. Gute Mundhygiene auch bei älteren Menschen ist deshalb unabdingbar; darüber hinaus ist eine Behandlung bestehender chronischer Parodontitis und eine regelmäßige unterstützende Parodontitistherapie nötig.
Daher sollte eine regelmäßige professionelle Zahnreinigung als wirksame präventive Maßnahme unbedingt in Anspruch genommen werden. BARMER-Versicherte können über das Bonusprogramm bei 500 Punkten einen Zuschuss von 50 Euro für die professionelle Zahnreinigung erhalten.
Bei Behandlungsoptionen sind die Möglichkeiten nicht-medikamentöser Behandlung ganz eindeutig zu bevorzugen, denn durch Medikamente ist ein deutlicher Aufschub der Krankheitsprogression bisher nicht möglich, weshalb immer nur ein symptomatischer, aber kein kausaler Therapieansatz gewählt werden kann.
Eine große Anzahl nicht-medikamentöser Therapien und Therapiekonzepte folgt dem Ziel einer möglichst langfristigen Erhaltung von Selbständigkeit und sozialer Teilhabe der Patientinnen und Patienten, um deren Wohlbefinden fördern. So lassen sich selbst Verhaltensauffälligkeiten Demenzerkrankter bis hin zu aggressivem Verhalten durch nicht-medikamentöse Therapien steuern und bewältigen. Gedächtnisstörungen, Störungen der Informationsverarbeitung, der Alltagsfertigkeiten und Verhaltensstörungen können abgemildert werden. Die gängigen Therapien konzentrieren sich je nach Schwerpunkt auf die jeweiligen unterschiedlichen Formen der Gedächtnisbeeinträchtigungen und -verluste. Einige der Konzepte versuchen durch kognitives Training aktiv die Ressourcen der Patienten so lange wie möglich aufrechtzuerhalten und fördern die Nutzung noch vorhandener Fähigkeiten Erkrankter im Alltag. Andere Therapien wie die Selbsterhaltungstherapie heben den Umstand einer derzeitigen Nicht-Therapierbarkeit stärker hervor und konzentrieren sich gänzlich auf das Wohlbefinden von Patienten. Hinzu können Ergotherapie, Milieutherapie, Kunsttherapie, Musiktherapie oder Biographiearbeit kommen, aber auch Trainings zur Realitätsorientierung, weil gerade die Orientierung in Zeit und Raum beeinträchtigt ist.
Wir alle wissen, wieviel Geduld Angehörige in der Pflege benötigen, aber auch, wie hilfreich Wissen über den Umgang mit Demenzerkrankten ist. Es ist deshalb schlichtweg empfehlenswert, eine Pflegeberatung der Kasse in Anspruch zu nehmen. Ebenso können Angehörige auf der Webseite der BARMER hilfreiche Tipps und Informationen beim ‚BARMER Pflegecoach‘, zur Ernährung von Menschen mit Demenz und Erfahrungsberichte aus einer Demenz-WG finden: https://barmer-pflegecoach.de/themen/demenz-verstehen/
Sollte jede und jeder von uns zukünftig den wissenschaftlich entwickelten Bluttest zur Vorhersage einer Alzheimer-Erkrankung mittels Biomarkern in Anspruch nehmen können, so steht es uns frei zu entscheiden, inwieweit wir von unserem Recht auf Nicht-Wissen Gebrauch machen oder uns anhand von Vorhersagen auf den Eintritt der Krankheit vorbereiten wollen. Nach jetzigem Stand der Wissenschaft ist eine Vorhersage im Schnitt acht Jahre vor Auftreten erster Symptome möglich. Es wird noch immer heftig diskutiert, wie mit einer solchen Vorhersagemöglichkeit umgegangen werden soll. Wir müssen dann auch entscheiden, ob wir selbst und unsere Angehörigen ein solches Wissen verkraften können, immer im Wissen darum, dass jede Vorhersage stets „nur“ eine Wahrscheinlichkeitssausage über den Eintritt einer dementiellen Erkrankung bleibt.