Die Interessen unserer Versicherten stehen im Mittelpunkt unseres Handelns.

Für unser Vereinsmitglied Birgit Vater aus Thüringen sind die Zahlen alarmierend: 115.000 Pflegebedüftige gibt es aktuell in Thüringen. Davon werden 3/4 zu Hause gepflegt. Das ist der höchste Anstieg der Pflegebedürftigen und somit auch der Pflegepersonen in ganz Deutschland. Eine Steigerung von 23.8% von 2011 zu 2018. In einer Pressekonferenz am 24.1.2019 in Erfurt äußerte sich die Fraktionsvorsitzende der BIV zum Thema.
„Thüringen ist ein Flächenland und somit leben auch 47% der Pflegebedürftigen in ländlichen Regionen. Hier versorgt man die Eltern und schwächere Familienmitglieder noch in den eigenen Reihen“, so Birgit Vater. „Das heißt aber im Umkehrschluss: Ohne pflegende Angehörige geht es nicht. Sie sind ein unverzichtbarer Pfeiler unsere Pflegesystems.“
Mehr als 40% der pflegenden Personen sind im erwerbsfähigen Alter. Nur ein Drittel schafft es jedoch, Pflege und Beruf unter einen Hut zu bringen und geht arbeiten. Jede vierte Pflegeperson hat hingegen die Arbeit wegen der Pflege verkürzt oder ganz aufgegeben. „Somit haben wir in Thüringen leider etwa 6000 pflegende Menschen, die den Belastungen nicht mehr standhalten können und die Tätigkeit als pflegende Angehörige nicht weiter fortführen wollen und können“, mahnt Vater. Diese Menschen seien von vielen Faktoren betroffen, so zum Beispiel eigene körperliche und psychische Beeinträchtigungen. Hinzukommen oftmals Armutsrisiko oder Existenzängste (Einkommen fallen weg, gesetzliche Rentenbeiträge können nicht fortgesetzt werden).
Gemeinsam mit der Landesgeschäftsführerin der BARMER in Thüringen Birgit Dziuk und Andreas Knuhr von der Agentur für Fachkräftegewinnung entwickelte Birgit Vater Ansätze um die dramatische Situation zu entschärfen. „Entlastungsmöglichkeiten sehen wir durch einen Mix verschiedener Angebote wie Pflegekurse und Pflegehilfsmittel oder wohnumfeldverbessernde Maßnahmen. Viele wünschen sich weniger Bürokratie bei der Antragsstellung und einen festen Ansprechpartner. Besonders wichtig sind Entlastungen durch Verhinderungspflege sowie Tages- oder Nachtpflege.